Illegale Bauten an der Algarve – Ein unkontrolliertes Problem

Illegale Bauten an der Algarve – Ein unkontrolliertes Problem

Illegale Bauten an der Algarve – Ein unkontrolliertes Problem
In einem aktuellen Interview mit den portugiesischen Zeitungen Barlavento und Portugal Resident spricht Dr. Alexander Rathenau über die unkontrollierte Ausbreitung illegaler Bauten an der Algarve und die Verantwortung der lokalen Behörden.Rathenau kritisiert insbesondere die ineffiziente und zögerliche Haltung vieler Stadtverwaltungen (Câmaras Municipais). Während legale Bauvorhaben oft überlange Genehmigungsverfahren durchlaufen müssen, können tausende illegale Bauwerke – von kleinen Hütten über Caravans bis hin zu festen Gebäuden – ohne nennenswerte Konsequenzen entstehen. Dies führt zu einer chaotischen städtebaulichen Entwicklung, die er als „Wilder Westen des Immobilienmarktes“ bezeichnet.

Warum boomt die illegale Bauweise?

Viele illegale Gebäude entstehen in ökologisch sensiblen Gebieten wie der Nationalen Agrar- (RAN) oder Ökologischen Reserve (REN) sowie im Naturpark Costa Vicentina. Rathenau stellt fest, dass zahlreiche Bauherren durchaus über die finanziellen Mittel für eine legale Immobilie verfügen, sich aber bewusst für eine Umgehung der Vorschriften entscheiden. Die Behörden schreiten meist erst auf Anzeige von Nachbarn oder betroffenen Dritten ein, vollziehen aber nur selten Demolierungen. Dadurch entsteht der Eindruck, dass illegales Bauen keine ernsthaften Konsequenzen hat.

Ein weiteres Problem ist die steigende Anzahl von vorgefertigten Modulen und mobilen Häusern, die als dauerhafte Wohnstätten ohne Genehmigung aufgestellt werden. Rathenau fordert hier strengere Regelungen für den Verkauf dieser Strukturen, damit Händler nur an Käufer mit gültiger Baugenehmigung verkaufen dürfen. Zudem sollten auch die Verkäufer solcher illegalen Konstruktionen für die Kosten einer späteren Entfernung haftbar gemacht werden.

Untätigkeit der Behörden und politische Interessen

Laut Rathenau vermeiden viele Bürgermeister den Abriss illegaler Gebäude, da dies unpopulär ist und ihre Wiederwahl gefährden könnte. Zudem fehle es vielen Kommunen an finanziellen Mitteln oder dem politischen Willen, um entschieden gegen die Verstöße vorzugehen. Rathenau verweist auf zahlreiche Fälle, in denen Korruption oder persönliche Interessen eine Rolle spielen, sodass bestimmte illegale Bauten geduldet oder gar gefördert werden.

Er schlägt vor, dass entweder unabhängige Kontrollinstanzen eingerichtet oder bestehende rechtliche Möglichkeiten konsequent genutzt werden sollten, um illegale Bauten effizient zu entfernen. Ein zentrales Problem sei zudem, dass illegale Gebäude in den Immobilienmarkt gelangen können, da es keine Verpflichtung mehr gibt, vor einem Verkauf die städtebauliche Legalität eines Gebäudes nachzuweisen. Dies führe dazu, dass ahnungslose Käufer hohe finanzielle Risiken eingehen, wenn sich später herausstellt, dass ihre Immobilie abgerissen werden muss.

Fazit und Forderungen

Um die Situation zu verbessern, fordert Rathenau eine konsequente Durchsetzung bestehender Gesetze, höhere Bußgelder für illegale Bauherren und eine stärkere Haftung für Verkäufer und Makler. Zudem spricht er sich für eine Verbesserung der digitalen Bauantragsverfahren und eine verbindliche Fristsetzung für Genehmigungen aus, um den legalen Wohnungsbau zu beschleunigen.

Der vollständige Artikel ist unter den folgenden Links abrufbar:

[Interview mit Alexander Rathenau in Barlavento auf Portugiesisch]
[Interview mit  Alexander Rathenau in Portugal Resident auf Englisch]

 

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